ESG und KHG luden zu einer hochaktuellen Podiumsdiskussion ein, die wichtige Fragen an der Schnittstelle von Glaube und Politik aufwarf: Wie kann christliche Überzeugung politisches Handeln leiten? Welche Rolle spielen christliche Werte in der Migrations- und Asylpolitik?
Eine hochkarätig besetzte Diskussion
Auf dem Podium diskutierten Bayern Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der CSU-Bundestagsabgeordnete Heiko Hain, die Historikerin und evangelische Ordensschwester PD Dr. Nicole Grochowina, die katholische Theologin Prof. Dr. Michelle Becka sowie Stephan Theo Reichel, Vorsitzender des Vereins Matteo – Kirche und Asyl. Die Moderation übernahm die Bayreuther Religionswissenschaftlerin Prof. Dr. Paula Schrode.
Christliche Fundamente der Politik
Innenminister Herrmann betonte die christlichen Wurzeln des Grundgesetzes und verwies auf die Präambel, die von der "Verantwortung vor Gott und den Menschen" spricht. Für ihn sei es ein "unheimlich anspruchsvoller, aber auch wichtiger Auftrag", als Innenminister die Menschenwürde zu schützen und dieser Verantwortung gerecht zu werden.
Spannungsfeld Migration und Integration
Besonders intensiv wurde über aktuelle Herausforderungen der Migrations- und Asylpolitik diskutiert. Während CSU-Abgeordneter Hain die christliche Pflicht zur Hilfe für Notleidende betonte, verwies er auch auf die Grenzen der Aufnahmekapazitäten. Kritik kam von Stephan Reichel, der die Aussetzung des Familiennachzugs für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus als unnötig und leidverursachend bezeichnete.
Ordensschwester Nicole Grochowina mahnte "Wir haben eine Differenz zwischen Narrativen und der Praxis". Es sei wichtig, die Vielschichtigkeit der Probleme zu kommunizieren, statt sie ungerechtfertigt zu vereinfachen. Denn so fühlten sich die Menschen immer unsicherer, obwohl das statistisch gesehen gar nicht so sei. Theologin Michelle Becka unterstrich, dass bei christlicher Politik immer die menschliche Person im Zentrum stehen müsse.
Stimmen aus der Praxis
Das Publikum von rund 85 Personen brachte wertvolle Perspektiven aus der Praxis ein. Der Speichersdorfer Bürgermeister Christian Porsch berichtete vom erfolgreichen Zusammenleben von 42 Nationen in seiner Gemeinde, während Ibukun Koussemou, Integrationsbeauftragter der Stadt Bayreuth, auf die Bedeutung von Fachkräften mit Migrationshintergrund hinwies - zwei Drittel der Pflegeauszubildenden in Bayreuth kämen aus dem Ausland.
Konsens und Ausblick
Trotz unterschiedlicher Positionen in Detailfragen herrschte Einigkeit in der konsequenten Ablehnung der AfD und der Überzeugung, dass christliche Werte eine wichtige Rolle im politischen Handeln spielen müssen. Innenminister Herrmann gab am Ende eine klare Antwort auf die Titelfrage: "Mit Jesus Christus ist nach wie vor Staat zu machen."
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Frage nach der Rolle christlicher Werte in der Politik hochaktuell bleibt und einen konstruktiven Dialog zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft erfordert - einen Dialog, den die Hochschulgemeinden mit dieser gelungenen Diskussion vorangebracht haben.